Funktionsweise und Aufbau von Drehmomentsensoren

Alles rund um Drehmomentmessung

Eine genaue Drehmomenterfassung und Messung der Drehzahl ist aus der modernen Antriebstechnik mit ihren variablen und dynamischen Antrieben nicht mehr wegzudenken. KTR hat eine Drehmomentmesswelle entwickelt die mit integrierter Drehzahlmessung glänzt und zusätzlich Drehwinkel und Drehrichtung zuverlässig ermittelt.

Wie funktioniert eine Drehmoment-Messwelle?

Im Laufe der Zeit sind viele Verfahren entwickelt worden, Drehmomente an umlaufenden Wellen zu messen. Die meisten Technologien basieren darauf, den Verdrehwinkel der Welle zu bestimmen und auf das Drehmoment zurückzuführen. Hierzu gelten vergleichende Zählverfahren mittels Encoder oder auch die von KTR entwickelte Lichtmengenmessung. Durchgesetzt hat sich die Verwendung von Dehnungsmessstreifen (DMS) bei denen das Messelement direkt mit der Welle verklebt wird und die Daten mittels Telemetrie (früher Schleifringe) von der Welle übertragen werden. Sie besitzen eine hohe Lebensdauer und ermöglichen den Bau von Aufnehmern mit einer hohen Genauigkeitsklasse.

1. Torsionswelle und Dehnungsmessstreifen (DMS)

Bei einem Drehmoment verdreht sich die Torsionswelle in einem Winkel von 45° zur Längsachse.

Ein DMS (Dehnungsmessstreifen) ist mit der Welle flächig verklebt und folgt der Verformung der Torsionswelle. Der DMS besteht aus 2 aufgefalteten Drähten, welche so angeordnet sind, dass je nach Drehmomenteinwirkung einer der beiden Drähten etwas länger wird und somit seinen elektrische Wiederstand ändert.

2. Signalübertragung

Da die Messwelle für rotierende Anwendungen geeignet ist, müssen die Daten von der Welle herunter übertragen werden. Daher befindet sich direkt neben dem DMS eine Elektronik, welche die Daten aufbereitet und mit einem Sender überträgt.

Zur Stromversorgung der rotierenden Elektronik und des DMS dient ein koaxial aufgebautes Spulenpaar. Eine feststehende Spule induziert eine Spannung in die rotierende Spule, so dass die umlaufende Elektronik mit Energie versorgt wird.

Die Strom- und Datenübertragung geschieht auf diese Weise berührungslos und wartungsfrei.

3. Ausgabe

Im oberen feststehenden Teil der Messwelle befindet sich ein Empfänger, welcher die Daten empfängt, überprüft und über den Anschlußstecker ausgibt.

Auf diese Weise werden etwa 10.000 Messungen je Sekunde übertragen und über den integrierten Messverstärker ausgegeben.

Die Messgenauigkeit beträgt etwa 1/1000stel des Messbereiches, entsprechend 0,1%.

4. Drehzahlmessung

Neben der Drehmomentmessung besitzt jede Messwelle eine integrierte Drehzahlmessung. Hierbei tastet ein Encoder eine Codierscheibe ab und erzeugt zwei Drehzahlsignale mit je 720 Impulsen je Umdrehung.

Da zwei Signale erzeugt werden, die phasenversetzt sind, kann somit auch die Drehrichtung erkannt werden.

Neben den Rechtecksignalen der Codierscheibe wird die Drehzahlinformation auch als Gleichspannung ausgegeben. So kann die Drehzahl mit einfachsten Mitteln wie z.B. einem Multimeter anzeigt werden.

5. Zwei-Bereich Drehmomentsensor

Häufig möchten Anwender Drehmomente an Prüflingen erfassen, die sich in ihrer Leistung stark unterscheiden. Um hierbei eine ausreichende Messgenauigkeit zu erzielen, muss die Messwelle in der Regel gegen einen kleineren Typ ausgetauscht werden – in vielen Fällen ist das aufwendig und teuer.

Bei der gesamten DATAFLEX-Baureihe lässt sich der Messbereich in einem festen Verhältnis von 1:5 umschalten. Hierdurch wird der Ausgangsspannungsbereich verfünffacht, so dass bei einem Fünftel des maximalen Drehmomentes bereits die volle Spannung am Ausgang (+-10V) anliegt.

Ein noch größeres Verhältnis des Messbereiches ist nicht praktikabel, da sich nicht beliebig große Komponenten mechanisch miteinander verbinden lassen.

Bei der Entwicklung der Messbereichserweiterung wurde berücksichtigt, dass die hohe Auflösung der nachfolgenden Digitalisierung auch im kleinen Messbereich erhalten bleibt. Hier erreicht die DATAFLEX eine relative Ungenauigkeit von 0,2 %, im großen Messbereich 0,1 %.

Insbesondere bei Antrieben, die hohe Drehmomentspitzen erzeugen, sind die üblichen Überlastgrenzen der Sensoren von 150 % des Nennmoments oft zu niedrig. Anders bei den Zwei-Bereich-Sensoren von KTR: Bei Wahl des kleinen Messbereichs kann die Messwelle wesentlich größer ausgelegt werden, ohne auf genaue Messwerte verzichten zu müssen.

Bei dynamischen Prüfungen ist abzuwägen, ob das Massenträgheitsmoment des Drehmomentsensors Einfluss auf die Messergebnisse nehmen kann.

Anschlussgehäuse DF2

KTR liefert Drehmomentsensoren mit passendem Anschlusskabel und Anschlussgehäuse aus. So ist gewährleistet, dass die Messwelle störungsfrei arbeitet und Genauigkeiten garantiert werden können.

 

Wie wird ein Drehmomentaufnehmer montiert?

1. Direkte Montage

Abhängig von der Anwendung kann eine Drehmomentmesswelle auf mehreren Arten in den Antrieb integriert werden. Grundsätzlich wird sie zwischen Antrieb und Last montiert, so das ein auftretendes Drehmoment zu einer Torsion der Welle führt. Ziel ist es, den Sensor möglichst querkraftfrei zu betreiben.

Die wohl beliebteste und einfachste Anordnung besteht aus der direkten Montage. Hierbei wird die Messwelle direkt zwischen zwei Kupplungen montiert und fungiert als Zwischenstück einer doppelt kardanischen Anordnung. Motor und Last müssen bei dieser Anordnung eine Lagerung aufweisen, die die Komponenten zentrieren kann. Aufgrund des großen axialen Abstandes sind hier hohe Radialverlagerungen wie auch Winkelverlagerungen zulässig, so lange die Radialbewegungen nicht zu hohen Vibrationen führen.

Der Aufbau ist kostengünstig realisierbar, muss aber bei jedem Wechsel einer Komponente neu ausgerichtet werden.

2. Aufbau mit zusätzlicher Lagerung

Insbesondere bei häufigem Austausch der Last bzw. des Prüflings empfiehlt sich die Verwendung einer zusätzlichen Los- Festlagerung, welche die Messwelle von der Last entkoppelt.

Ein Austausch des Prüflings erfordert nur nicht mehr die Abstützung und Neuausrichtung des Sensors und kann beispielsweise durch eine steckbare Kupplung schnell von statten gehen.

3. Aufbau mit Sicherheitskupplung

In einigen Antrieben treten Spitzenmomente auf, die sich nicht vermeiden lassen und den gesamten Antriebsstrang gefährden können. Hier ist es notwendig, die Last mechanisch vom Antrieb zu trennen. Als Lösung werden frei schaltende Sicherheitskupplungen verwendet, deren Rutschmoment einstellbar ist und deren Auslösung sich durch einen Endschalter detektieren lässt, so dass die Steuerung den Antrieb ausschalten kann.

4. Feststehende Montage

Bei der feststehenden Montage wird die Messwelle mit Hilfe eines Ständers fest auf der Arbeitsplatte montiert. Da Antrieb und Last jeweils Radial- und Winkelverlagerungen aufweisen, muss die Messwelle beidseitig mit doppelt kardanischen Kupplungen ausgestattet werden. Ansonsten treten an den Lagern der Messwelle Querkräfte auf, die die Messungen verfälschen können. Aufgrund der kurzen Abstände zur Kompensation der Radialverlagerungen sind bei diesem Aufbau nur kleine Verlagerungen zulässig.

5. Vertikale Montage

Bei der vertikalen Montage muss darauf geachtet werden, Kupplungen mit einer Abstützvorrichtung zu verwenden oder solche, welche das zusätzliche Gewicht tragen können. Zur Zentrierung der Komponenten fertigt KTR auch Zentriergehäuse, in welchen die Messwelle untergebracht ist.

6. Wahl der Kupplungen

Je nach Aufbau sind einfach oder doppelt kardanische Kupplungen zu verwenden. In jedem Fall sollte die Kupplung spielfrei sein und für das Drehmoment des Aufnehmers vorgesehen sein. Je nach Anwendung empfiehlt sich hier eine zusätzliche Sicherheit, da Drehmomentspitzen und kritische Betriebszustände mit beachtet werden müssen.

KTR bietet standardmäßig steife Stahllamellenkupplungen an. Auch steckbare ROTEX GS Kupplungen werden häufig verwendet. Letztere besitzen eine höhere Dämpfung, die dazu führt, dass Drehmomentspitzen von dem Drehmomentsensor nicht mehr in der Form wahrgenommen werden wie bei der Verwendung von steifen Kupplungen.

7. Kalibrierung

Bei der Kalibrierung werden die Kenngrößen eines Drehmomentsensors untersucht. Dieses geschieht mithilfe von Referenzen, welche in regelmäßigen Abständen von einem akkreditierten Prüflabor geprüft wird. KTR führt eine Werkskalibrierung in Anlehnung an VDI/VDE 2646 für die Messbereiche von 10 Nm bis 100 kNm durch.

Hierbei werden mehrere Belastungszyklen gefahren und die wichtigsten Eigenschaften des Sensors ermittelt (relative und absolute Abweichung, Spannweite, Nullpunktabweichung, Umkehrspanne, usw.). Jeder Sensor wird bei der Kalibrierung so eingestellt, dass die Ausgangsspannung der Skalierung entspricht, die in den Datenblättern angegeben wird (z.B. 10 Newtonmeter/V).

Empfehlenswert ist die Überprüfung der Kalibrierung in einem festgelegten Zeitintervall, dessen Höhe sich nach der Einsatzhäufigkeit und der Belastung richtet.

Welche Größen und Bauformen gibt es?

Typ Messprinzip Messbereich Ungenauigkeit Kupplungen Zubehör
DATAFLEX® 16/10 DMS -10 ... 10 Nm 0,1 % RADEX® NC 20 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 16/30 DMS -30 ... 30 Nm 0,1 % RADEX® NC 25 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 16/50 DMS -50 ... 50 Nm 0,1 % RADEX® NC 25 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 32/100 DMS -100 ... 100 Nm 0,1 % RADEX® N 42 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 32/300 DMS -300 ... 300 Nm 0,1 % RADEX® N 60 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 32/500 DMS -500 ... 500 Nm 0,1 % RADEX® N 60 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 42/1000 DMS -1 ... 1 kNm 0,1 % RADEX® N 80 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 70/3000 DMS -3 ... 3 kNm 0,1 % RADEX® N 90 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 70/5000 DMS -5 ... 5 kNm 0,1 % RADEX® N 115 DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 110/10000 DMS -10 ... 10 kNm 0,1 %   DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® 110/20000 DMS -20 ... 20 kNm 0,1 %   DF2, cable 2, 5, 10m
DATAFLEX® xxx/xxx DMS -xx … xx kNm 0,1 % Kundenwunsch DF2, cable 2, 5, 10m

DATAFLEX Produktlinie

Sonderbauformen für Drehmomente >20 kNm

Neben der Standardbaureihe fertigt KTR kundenspezifische Drehmomentsensoren, die in Ausstattung und Wahl der Kupplungen frei spezifiziert werden können. Das KTR-Prüffeld besitzt Belastungsmaschinen bis 500 kNm.

Wo werden Drehmomente gemessen?

Die Verwendung von Drehmomentsensoren ist nicht auf einzelne Branchen beschränkt. Naturgemäß finden sie in Prüfständen ihren Einsatz. In den vergangenen Jahren werden sie aber auch vermehrt in der Qualitätssicherung und zur Maschinensteuerung angewendet. Aufgrund jahrelanger Erfahrung kann KTR bei der Auslegung und Zusammenstellung der optimalen Komponenten unterstützen.

Messtechnik

Die Frage nach dem geeigneten Ausgabegerät richtet sich nach der Anwendung. Grundsätzlich kommen alle Datenerfassungssysteme in Betracht, welche einen Spannungseingang besitzen. Dieses können einfache Datenlogger oder Anzeigen sein oder man entscheidet sich für eine Software mit Datenerfassungskarte. Die Anforderung an die Software / Hardware richtet sich dabei an die Aufgabe des Antriebs.

In vielen Fällen ist eine kostengünstige Universalsoftware ausreichend. Sobald aber eine Analyse der Daten erforderlich ist oder eine große Anzahl von Daten gespeichert werden müssen, empfiehlt sich der Einsatz einer speziell zugeschnittenen Software. KTR steht auch hier beratend zur Seite.

Kontakt

Jürgen Kösters
Leiter Messtechnik bei KTR Systems
T +49 5971 798-467
j.koesters@ktr.com

Vertrieb
T +49 5971 798-0