Nachhaltigkeit
KTR setzt nachhaltiges Papier-Recycling-Konzept mit der Caritas um: Interview mit den Initiatoren Stefan Greve (Caritas) und Benedikt Bußmann (KTR).
Am KTR-Stammsitz in Rheine fallen jährlich 106 Tonnen Papierabfälle an, die sachgerecht entsorgt werden müssen. Gleichzeitig werden dort rund 80 Tonnen Verpackungsmaterial verbraucht. Zusammengerechnet verursachte das bisher Kosten im fünfstelligen Bereich.
Ein neues, gemeinsam mit dem langjährigen KTR-Kooperationspartner Caritas entwickeltes Recycling-Konzept installiert einen nachhaltigen Verwertungskreislauf in Rheine. Im Interview erklären Stefan Greve, Produktionsleiter der Caritas-Emstor-Werkstätten, und Benedikt Bußmann, Leiter Logistik bei KTR, wie das Konzept entstand und welche Vorteile es bietet.
Herr Bußmann, wann haben Sie zum ersten Mal gedacht: Wir müssen hier eine neue, ressourcenschonende Lösung für die Bereiche Papier und Verpackung finden?
Benedikt Bußmann: Bei der Optimierung unserer Verpackungsstandards haben wir uns automatisch mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz beschäftigt. Schnell ist uns klar geworden, dass es bessere und ökologischere Lösungen als unsere bisherigen gibt. Unser heutiger Standard sieht zwar bereits die Nutzung von ausschließlich recyceltem Material vor. Aber das Karopack-System ist für uns nun der logische nächste Schritt – und es freut uns sehr, im Bereich Umweltschutz wieder gemeinsam mit den Caritas-Emstor-Werkstätten zusammenzuarbeiten.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Benedikt Bußmann: Das Recycling-Unternehmen Karopack regte für unser nachhaltiges Papier-Konzept die Zusammenarbeit mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung an. Für uns war es da klar, dass wir nach Möglichkeit unsere Zusammenarbeit mit unserem bewährten Partner Caritas ausweiten. Denn mit den Caritas-Emstor-Werkstätten Rheine arbeitet KTR bereits lange und sehr erfolgreich zusammen.
Wie genau funktioniert der neue Verwertungskreislauf – und wer übernimmt dabei welche Aufgaben?
Benedikt Bußmann: Wir sammeln bei KTR abteilungsübergreifend sämtliche Papier und Pappe-Abfälle und führen diese in speziellen Sammelboxen dem Recycling-Kreislauf zu. Die täglichen Fahrten zwischen den Caritas-Emstor-Werkstätten und KTR nutzen wir dabei sowohl für die Entsorgung als auch die Versorgung. Somit ist die Auslastung des eingesetzten LKW ebenfalls immer gegeben und wir vermeiden Leerfahrten. Kurz: Für KTR läuft eigentlich alles wie bisher – aber wir erhalten jetzt die recycelten Abfälle in Form von Polstern wieder zurück. Und wir können uns unsere bisherige Entsorgungsstation und Container sparen.
Stefan Greve: Auch wir sammeln in den Caritas-Emstor-Werkstätten unsere Altkartonagen und führen diese dem neuen Recycling-Kreislauf zu, den wir mit dieser Zusammenarbeit gestartet haben. Wir haben dafür unsere bereits bestehende Logistik weiter optimiert. Mit dem Ziel, dass die Implementierung dieses Projektes keine zusätzlichen LKW-Touren notwendig macht, sondern diese in Zukunft optimal ausgelastet werden.
Und wie läuft das Papierrecycling dann konkret ab?
Stefan Greve: Im ersten eigentlichen Arbeitsschritt wird aus der in Größe, Form und Gewicht undefinierten Altkartonage ein einheitlicher und verwertbarer Rohstoff-Chip hergestellt, der die Grundlage für die weitere Verarbeitung und Nutzung ist. Im nächsten Schritt wird dieser Rohstoff dosiert und einer Hülle zugeführt, womit das Endprodukt entsteht. Dieses Projekt setzt ein gewisses Maß an Automatisierung voraus, um Qualität, aber auch Stückzahlen abbilden zu können. Grundsätzlich streben wir an, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, mit denen sich unsere Mitarbeitenden identifizieren können.
Herr Greve, Sie schaffen für die Umsetzung des Konzepts extra eine neue Maschine an. Was genau macht die – und welche Rolle spielt sie im Recycling-Konzept?
Stefan Greve: Das Herzstück der Maschine ist eine „Abfüll-Verschluss-Einheit“, der mehrere Zerkleinerungsautomaten vorgeschaltet sind. Diese einzelnen Komponenten sind voneinander abhängig, weshalb wir mehrere Arbeitsplätze an der Maschine einrichten können. Die Maschine unterstützt unsere beschäftigten Mitarbeiter im Produktionsprozess, indem sie die Chips mechanisch herstellt, in gewünschter Menge dosiert und in einen Beutel abfüllt.
Gab es schon einen Testlauf?
Stefan Greve: Wir haben das Projekt mit dem Unternehmen Karopack vorab intensiv besprochen, da wir gerne leichte Abweichungen zum eigentlichen Karopack-System umsetzen wollten. Karopack stand dem sehr aufgeschlossen gegenüber und sah darin auch für sich sehr interessante Aspekte, die sich auch auf andere Projekte übertragen ließen. So entstand eine klare Win-Win-Situation. Das Projekt begann mit der Besichtigung einer im Markt aktiven Maschine, um generell prüfen zu können, ob sich das alles in den Caritas-Emstor-Werkstätten integrieren lässt. Im weiteren Verlauf wurden die geplanten Abweichungen individuell betrachtet, getestet und dann ins eigentliche Karopack-System integriert. Das Ergebnis werten wir durchweg positiv – das Konzept hat sich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis voll bewährt.
Herr Bußmann, Wie hoch sind die Einsparungen, mit denen Sie bei der Entsorgung und beim Verbrauch von Papier in Rheine rechnen?
Benedikt Bußmann: Die Gesamtsumme der Einsparungen können wir im Moment noch nicht genau beziffern. Aber schon bei den Entsorgungskosten sparen wir Kosten im fünfstelligen Bereich.
Welche Veränderungen und Erleichterungen in den Arbeitsprozessen ergeben sich aus dem neuen Konzept?
Stefan Greve: Wir sehen da hohes Potenzial in der Wertschöpfungskette beim Umgang mit dem Rohstoff Altkartonage. Darüber hinaus ermöglicht uns das Konzept, attraktive Arbeitsplätze für Menschen mit einer Beeinträchtigung einzurichten.
In welchen Bereichen arbeiten die Caritas-Emstor-Werkstätten außerdem mit KTR zusammen?
Stefan Greve: Wir haben schon einige interessante Aufträge gemeinsam umgesetzt, zum Beispiel in den Bereichen Grünflächenpflege, Montage und Pressaufgaben oder auch für das Zusammenstellen von Sets oder Verpackungsaufgaben.
Benedikt Bußmann: Unsere vielen gemeinsamen Projekte laufen gut – und wir sind immer offen für neue Felder der Zusammenarbeit.