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Folge 10: Made for Motion – Warum produzieren wir auch Bremsen?

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Text der aktuellen Folge:

Julia Ures: „Herzlich willkommen und schön, dass Sie wieder dabei sind bei „In Sight KTR“ zu einer neuen Folge, die heute unter dem Motto steht „Made for Motion – Warum eigentlich produziert KTR auch Bremsen?“. Und dazu habe ich als Gast heute hier bei mir im Studio Fabian Liekam, Head of Engineering bei KTR Brake Systems GmbH. Er sieht nicht danach aus, aber er ist seit 16 Jahren im Unternehmen. Haben Sie vorher auch mal was anderes gemacht eigentlich?“

Fabian Liekam: „Korrekt, genau! Ich bin seit 16 Jahren hier bei der Firma KTR. Ich habe vorher nichts anderes gemacht außer Schule, aber ich bin dann direkt nach der Schule zur KTR gewechselt. Ich habe meine Ausbildung hier gemacht und entsprechende Weiterbildungen nach der Ausbildung direkt im Anschluss, in Abendform, sodass ich dem Unternehmen treubleiben konnte und hier weiter meine Arbeit leisten konnte.

Und nach meiner Techniker-Schule bin ich dann halt auch eben hier verblieben im Unternehmen. Mittlerweile bei der KTR Brake Systems, was dem Thema Bremsen geschuldet ist, sage ich mal, aber ja, weiter innerhalb der Unternehmensgruppe.“

Julia Ures: „Das heißt, aus Überzeugung geblieben?“

Fabian Liekam: „Ja. Auf jeden Fall!“

Julia Ures: „Herr Liekam, KTR kennt man mit dem Zusatz „Made for Motion“, ich habe es eben auch schon mal gesagt. Bremsen bewirken ja eigentlich genau das Gegenteil von Bewegung. Also Bremsen sorgen dafür, dass etwas zum Stillstand kommt. Inwiefern passt das eigentlich zusammen?“

Fabian Liekam: „Ich sag mal so, Antriebsstränge, die angetrieben werden, müssen zu jedem Zeitpunkt auch wieder abgebremst werden oder im Stillstand gehalten werden. Die Möglichkeit gibt’s ja auch. Der Name der Firma KTR Systems deutet ja schon darauf hin, dass die KTR als Systemlieferant dem Kunden dienen will. Und da liegt‘s natürlich nahe, wenn man sich eine Kupplung betrachtet, wovon ja viele unserer Kupplungen mittlerweile auch mit Bremsscheiben ausgestattet sind, und dann schaut, was kann ich dem Kunden noch bieten, wo sind die engsten Schnittstellen, kommt man natürlich sehr schnell zu dem Thema Bremse. Wir sehen es in den Projekten auch immer wieder, gerade diese beiden Produkte erfordern eine gewisse Abstimmung. Als kleines Beispiel: Man kann sowohl mit der Bremskraft spielen als auch mit dem Durchmesser der Kupplung. Und da ist es halt für den Kunden einfacher, wenn er einfach ein Komplettpaket von der KTR bekommen kann.“

Julia Ures: „Bremsen kenne ich in der Hauptsache natürlich vom Auto, auch vom Fahrrad. Kann ich mir Ihre Bremsen so ähnlich vorstellen?“

Fabian Liekam: „Jain. Die Bremse am Auto ist eine aktive Bremse, das heißt, ich drücke ja wirklich über das Pedal und erzeuge dadurch eine Bremskraft. Und die ist in der Form einer Scheibenbremse gebaut. Das entspricht auch unseren Bremsen, also wir haben überwiegend Scheibenbremsen im Programm. Und unter anderem auch aktive hydraulische Bremsen, sprich, die werden mit einem Hydraulik-Medium betätigt. Es ist aber so, dass sich unsere Bremsen in einem ganz anderen Größenniveau bewegen. Also wir haben jetzt auch keine Bremsen im Fahrzeuggeschäft, sprich, Kfz oder auch Nutzfahrzeuge nicht. Da sind andere dann zu Hause. Wir reden wirklich über die Industriebremsen im Bereich Mining, Krananlagen, Windkraft, Antriebstechnik allgemein, also Getriebehersteller. Das sind so unsere Kunden.“

Julia Ures: „KBS bietet zwei Arten von Bremssystemen, einmal hydraulisch und einmal elektromechanisch.“

Fabian Liekam: „Genau!“

Julia Ures: „Warum haben Sie eigentlich gleich zwei Systeme? Wäre das vielleicht nicht auch einfacher, sich auf eines zu spezialisieren?“

Fabian Liekam: „Einfacher ist nicht die Frage. Ich glaube, da geht’s drum, was der Markt fordert. Und das ist so, durch die zwei Produkte, die wir haben, die so von den Anbindungen her auch austauschbar sind, bieten wir dem Kunden einfach Optionen. Es gibt sehr, sehr viele Hersteller von hydraulischen Bremsen, also deutlich mehr wie von elektromechanischen. Und beide Produkte haben natürlich Vor- und Nachteile. Hydraulik, da bewege ich mich dann auch in dem Bereich Wartung, Ölwechsel, Umwelt, je nachdem. Elektromechanisch ist da halt einfach deutlich sauberer. Aber es gibt halt auch wirklich Bedingungen, wo dann die hydraulische Vorteile hat, Beispiel Bauraum oder mehrere Bremsen mit einem Aggregat ansteuern. Also da gibt’s bei beiden Bremssystemen Vor- und Nachteile. Und das hängt auch immer so ein bisschen davon ab, mit wem man auf Kundenseite spricht. Spreche ich mehr mit einem Mechaniker, Hydrauliker, favorisiert der immer die hydraulische. Ist es ein Unternehmen, was gar keine Hydraulik kennt, der favorisiert dann natürlich gerne die elektromechanische.“

Julia Ures: „Jetzt haben wir die Bremsen schon ein bisschen kennenlernen dürfen. In welchen Bereichen werden sie eingesetzt? Gibt’s vielleicht besondere Bereiche oder Branchen, die für Sie vielleicht noch mal ganz stark im Fokus stehen?“

Fabian Liekam: „Ja, ganz stark im Fokus bei der KTR Brake Systems, wie aber auch bei der KTR Systems, ist der Bereich Windkraft. Liegt einfach daran, weil dort für den Bremsenmarkt auch einfach eine große Stückzahl immer vorliegt, also keine Einzelprojekte, sondern wirklich ein Kleinseriengeschäft. Für Automobilisten zum Beispiel wäre es immer noch Einzelstück, weil die einfach über ganz andere Stückzahlen denken. Aber für uns als Kupplungshersteller oder auch als Bremsenhersteller ist das schon der der stärkste Markt. Darüber hinaus bewegen wir uns dann mit unserem Bremssystem im Bereich Mining, also Mühlenantriebe, Förderbänder et cetera, solche Thematiken. Krananwendungen, sprich, als Sicherheitsbremse, als letzter Anker sozusagen. Das sind so die wesentlichen. Und wo wir jetzt auch sehr aktiv sind, ist im Bereich Antriebsstränge in den Schiffen. Sprich, mit unseren SBT-Systemen, steht ja Stop-Block-Turn, da gibt’s in diversen Kombinationen wieder elektrisch, hydraulisch, mit vollem Umfang oder nur mit Teilfunktion. Also das ist der nächste und aktuell auch ein stark wachsender Bereich.“

Julia Ures: „Jetzt haben Sie schon ganz viele Bereiche vorgestellt und ich kann mir vorstellen, dass ich jetzt nicht bei Ihnen anrufe und sage, Herr Liekam, ich brauche eine Bremse für den Bedarf XYZ. Sie gehen ins Lager, haben die gleich passend da. Also da steckt vermutlich mehr dahinter. Wie komme ich an eine passende Bremse für meinen Bedarf?“

Fabian Liekam: „Auch da gibt es von bis. Ich sag mal, im Windbereich ganz klar, der Kunde schreibt seine Spezifikation und ich habe meine Bremse daran anzupassen. Er versucht sich natürlich an Marktstandards zu orientieren. Aber grundsätzlich ist das da, der Kunde gibt Vorgaben und der Bremsenhersteller hat sie umzusetzen. Dann gibt’s aber auch die Kunden gerade mit den geringeren Stückzahlen, die einfach sagen: Ich habe eine Anwendung, ich brauche die und die Kraft, das und das Bremsmoment, mach mir bitte einen Vorschlag. Und da versuchen wir dann natürlich, unseren Standard vorzuschlagen, um eben keine Neukonstruktion et cetera durchzuführen. Wir haben dann einen gewissen Standard auch am Lager, so dass wir da mit einem Art Baukasten arbeiten, sprich, wir haben keine fertigen Bremsen am Lager, weil da halt die Varianz einfach zu groß ist, sondern wir sprechen dann über Baukasten, die wir dann entsprechend konfektionieren.“

Julia Ures: „In Sight KTR“ lebt ja von Ihren Fragen, die Sie uns schicken an socialmedia@ktr.com. Und beispielsweise diese Frage haben Wir bekommen: Die Entwicklung einer neuen Bremse als Projekt, wie lange dauert das so ungefähr? Kann man das ungefähr umreißen? Also gibt’s da so einen Standardwert vielleicht? Oder ist das so unterschiedlich?“

Fabian Liekam: „Da liegt’s halt dran, sprechen wir über eine wirkliche Neukonstruktion, wo ein Kunde an uns ran tritt und sagt: Ich habe hier eine Vorstellung von einem Bremssystem, dann können wir auch wirklich schnell über zwei, drei Jahre reden, bis es dann wirklich zur Serienreife kommt. Sprechen wir über eine Abwandlungskonstruktion, kann es auch mal ein paar Monate dauern, je nachdem, wie da auch die Anforderungen des Kunden sind. Ganz einfache Abwandlung vom Standard, klar, da reden wir dann auch über Tage. Also das ist dann einfach nur ein entsprechendes Zusammenstellen der Standardkomponenten.“

Julia Ures: „Gibt’s irgendwas, wo Sie passen müssen und sagen, das können wir nicht bremsen?“

Fabian Liekam: „Es gibt am Markt viele verschiedene Arten von Bremsen. Es gibt Scheibenbremsen, Trommelbremsen, Lamellenbremsen, dann gibt’s pneumatisch, hydraulisch, elektrisch. Also es gibt schon Bereiche, wo wir einfach nicht das passende Produkt haben, nicht aus technischer Sicht, sondern dann auch manchmal einfach aus preislicher Sicht. Also die gibt es schon, ist aber auch nicht schlimm, weil diejenigen, die dann diesen Markt bedienen, die anderen Märkte unter Umständen nicht bedienen. Also man kann jetzt nicht sagen, es gibt einen Bremsenhersteller, der alle Bremsenarten und alle Branchen abdecken kann, Dafür ist die Varianz einfach zu groß.“

Julia Ures: „Jetzt waren wir ja eben schon bei diesem Entwicklungsprozess, wenn jetzt dann alles steht und klar ist, so und so wird die Bremse aussehen müssen und funktionieren müssen. Wo werden dann die Bremsen hergestellt?“

Fabian Liekam: „Die werden von uns entwickelt, dann bleibt natürlich die Prototypen-Phase, Testphase et cetera. Wir haben jetzt bei der KTR Brake Systems keine eigene Fertigung, sprich, wir fertigen nicht alle Teile selber, wir greifen auf die Fertigung der KTR Systems mit zurück. Aber wir haben auch externe Beschaffungsquellen. Und was wir dann bei der KTR Brake Systems machen, und da liegt das zweite Augenmerk neben dem Engineering ist halt die Montage. Wenn wir über Produktion reden, der Bremsen, reden wir eigentlich über Montage, Montage und Serienprüfung dann, um da auch wirklich die gleichbleibenden Qualitätsstandards sicherzustellen.“

Julia Ures: „Zum Anfang unserer Folge haben wir darüber gesprochen, dass Sie schon seit 16 Jahren im Unternehmen sind. Da haben Sie wahrscheinlich schon sehr, sehr viele Projekte miterlebt und auch begleiten dürfen. Was war so aus Ihrer Sicht die beeindruckendste Bremse, die KWS umgesetzt hat?“

Fabian Liekam: „Das ist eine gute Frage. Beeindruckend sind alle für sich, weil wenn man die Details der Projekte dahinter kennt, gibt es in jedem Projekt einen Punkt, wo eine Besonderheit auftritt oder eine gewisse Anforderung, die man entsprechend meistern muss. Bei den vielen Windprojekten, die wir hatten, waren einige interessante dabei. Ganz interessant ist sicherlich aber auch ein SBT-System, was wir vor kurzem für ein Kreuzfahrtschiff geliefert haben, wo das gesamte Bremssystem eine Masse von über zwei Tonnen hatte. Also da war eigentlich wichtig die Masse, das war ein Vollfunktionssystem hinsichtlich SBT. Also wir hatten wirklich die Funktionen Stoppen, Blocken und Turn. Der Charme daran ist immer halt dieses komplette System über Bremse, Anbindung, Scheibe, Hydraulikaggregat, Steuerung, da dieser Systemgedanke und diese Systemanforderungen sind halt immer sehr anspruchsvoll, aber auch sehr interessant.“

Julia Ures: „Wenn wir jetzt bei so einem gesamten System bleiben und das Ganze noch mal, den Blick ein bisschen noch mal weiter aufziehen, es gibt ja wahrscheinlich auch Anwendungen, in denen sowohl Kupplungen von KTR zum Einsatz kommen als auch Bremsen von KTR. Gibt es da so Synergieeffekte zwischen dem Produkt rein oder verkaufen Sie das auch mal so als Set?“

Fabian Liekam: Ja, wir verkaufen es als Set, aber auch getrennt. Das ist wieder ein bisschen branchenabhängig. Wenn wir jetzt zum Beispiel den Windkraftsektor sehen, der extrem preisgetrieben ist, dann verkaufen wir separat, also häufig in die gleichen Anlagen, aber die KTR Systems verkauft dann die Kupplung und wir verkaufen dann das Bremssystem dazu. Wir haben aber auch Kunden, Getriebehersteller oder auch andere Kunden, wo wir halt dem Kunden die Möglichkeit bieten, es zusammen zu beschaffen und dann entweder halt über die KTR Brake Systems, die dann die Kupplungen von der KTR Systems bekommt oder andersrum. Und die Beschaffung ist das eine, klar, der Kunde braucht nur eine Bestellung tätigen und alles, was dazugehört. Aber der große Vorteil für den Kunden liegt dann eigentlich in der Entwicklungsphase, sprich, wir legen das gemeinsam aus, die Kollegen legen die Kupplung aus mit Bremsscheibe. Wir stimmen uns ab, wir legen die Bremse aus. Und das kommt auch vor, dass der Kunde dann mit uns die Entwicklung gemeinsam macht, aber dann trotzdem bei KTR Rheine oder KTR Systems bestellt und bei uns. Also da hat der Kunde jegliche Möglichkeiten.“

Julia Ures: „Ich kann mir vorstellen, dass Sie auch so die Trends in Sachen Bremsen und Bremssysteme verfolgen. Welche sehen Sie da und wo liegt für Sie die Zukunft in Sachen von Bremssystemen?“

Fabian Liekam: „Ja.“

Julia Ures: „Wir sind nicht nur für einfache Fragen da in „In Sight KTR“.

Fabian Liekam: „Die Trends, ich sag mal, auch da ist das branchenabhängig. Es geht natürlich immer mehr in Richtung leichter, einfacher Wartungsfreundlichkeit. Also da muss man so ein bisschen mit der Zeit gehen. Dass jetzt man sagt, okay, wir machen jetzt ein komplett neues Bremssystem, ist halt aufgrund der Masse an Bremssystemen, die es schon gibt, weniger der Fall. Aber so die Kundenanforderungen, im Windbereich zum Beispiel grüne Energie, das heißt, lange Lebensdauer der Bremsen, wenig Wartungsintervalle, wenig Stillstandzeiten, das ist so der Trend.“

Julia Ures: „Damit sind wir auch schon so langsam am Ende von unserer heutigen Folge „In Sight KTR“ angekommen. Ich persönlich habe noch eine Frage: Wie ist das für Sie, wenn Sie zum Beispiel mal einen Kurztrip in eine andere Stadt machen und fahren mit der U-Bahn zum Beispiel und die Bremsen quietschen wie verrückt? Wie schlimm ist das für Sie, wenn Bremsen quietschen?“

Fabian Liekam: „Ich sag mal so, es ist ein bisschen die Frage auch, im Windkraftbereich ist das auch ein Thema, ganz groß, aber weniger der Sicherheitsgedanke, sondern weil dort halt einfach aufgrund der Akustik das dann störend wirkt. Es ist einfach so, bei einem gewissen Bremsprozess, gerade Hochgeschwindigkeitsbremsung, die wir ja auch haben mit unseren Produkten, es entsteht halt eine gewisse Energie und da findet eine gewisse Arbeit statt. Und da entstehen auch Geräusche und da entstehen auch unter Umständen Funken. Also das ist jetzt für den Bereich nichts Kritisches.“

Fabian Liekam: „Ja, sagen wir, wenn ich eine geölte Bremse, die super-ruhig läuft und keine Kraft hat, dann wäre das genau das Gegenteil.“

Julia Ures: „Fabian Liekam, vielen herzlichen Dank für das Rede- und Antwortstehen, …

Fabian Liekam: „Danke schön!“

Julia Ures: „… für das Rede- und Antwortstehen, was die Fragen, wieso eigentlich produziert KTR auch Bremsen angeht. Und bei Ihnen möchte ich mich bedanken für Ihr Interesse und Sie dazu aufrufen, ich habe es eben schon mal gesagt, Sie schicken uns fleißig Ihre Fragen für unser Format „In Sight KTR“, das Sie ja abrufen können als Podcast und als Video. Und bitte tun Sie das weiter an socialmedia@ktr.com. Alle Fragen, die Sie haben, die Sie schon immer mal dem Unternehmen und dessen Vertreterinnen und Vertretern stellen wollen, sind uns herzlich willkommen und wir sehen uns beim nächsten Mal. Und hören uns natürlich auch. Machen Sie es gut!“

Wir freuen uns schon jetzt auf Ihre Fragen und Ihr Feedback an socialmedia@ktr.com!

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