„Wir lassen unglaubliche Kräfte mit hoher Präzision arbeiten“

Ausbilderinnen und Ausbilder sind wahre Multitalente. Sie finden und fördern nicht nur die richtigen Bewerber, sondern vermitteln auch Wissen und übernehmen wichtige sozialpädagogische Aufgaben und Tätigkeiten. Wir haben unsere Ausbilder für die Zerspanungsmechaniker/innen, Christian Fröse und Raphael Tepe, zu ihrem Alltag und ihren Herausforderungen befragt.

„Was genau macht man eigentlich als Zerspanungsmechaniker?“

Christian Fröse: „Zerspanungsmechaniker/innen fertigen Bauteile z. B. für Maschinen oder Motoren. Hierfür arbeiten sie mit CNC-Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen. Heutzutage wird häufig gesagt, dass man durch die Maschinen nur noch Knöpfchen drücken muss. Das stimmt so aber nicht. Es ist, neben vielen anderen Punkten, wichtig zu wissen, wie man selbst etwas planen muss, wann welches Material am besten für ein Bauteil benutzt wird und wie man am effizientesten vorgehen sollte. Außerdem müssen unsere Auszubildenden lernen, auch mit konventionellen Maschinen zu arbeiten und auch jeder von ihnen muss mal eine Feile in der Hand gehalten haben. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass sich Metall wie Butter schneiden lässt.“

Raphael Tepe: „Genau! Schlüsselqualifikationen, Fachwissen und individuelle Problemlösungskompetenzen sind heutzutage für den Beruf immer noch entscheidend – dies wird auch in der Zukunft so bleiben.“

"Was ist euch als Ausbilder besonders wichtig?"

Christian: „Uns ist wichtig, dass potenzielle Azubis auch schon vor der Ausbildung richtig Lust darauf haben zu basteln und was Neues zu lernen. Wenn Sie bei sich zu Hause schon mal getüftelt und sich ausprobiert haben, z. B. am eigenen Moped, weil ein Teil abgebrochen ist oder nicht richtig funktioniert hat, dann ist das eine tolle Voraussetzung. Das Coole ist, dass sie irgendwann in der Ausbildung feststellen, dass sie sich alles selbst herstellen können, auch wenn es dieses Bauteil so vorher noch nicht gegeben hat. Der Kreativität sind in unserem Beruf kaum Grenzen gesetzt!“

Raphael Tepe: „Außerdem ist es uns wichtig, unsere Faszination für die Zerspanung weiterzugeben. Denn wir beide brennen für diesen Beruf und möchten natürlich diese Freude daran weitergeben. Es ist keine stumpfe Metallverarbeitung, wie viele sich das vorstellen. Man muss es sich eher vorstellen wie unglaubliche Kräfte, die wir mit hoher Präzision arbeiten lassen.“

Christian Fröse
hat im Alter von 17 Jahren angefangen, bei uns zu arbeiten. Damals waren seine ersten Schritte hier noch als Azubi für Zerspanungsmechanik im Bereich Drehtechnik. Heute ist er bei uns Meister und Ausbilder.
 

Raphael Tepe
ist seit 7 Jahren bei der KTR und hat ebenfalls bei uns seine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker im Bereich Frästechnik gemacht. Seinen Industriemeister im Bereich Metall wird er im Oktober absolvieren.

 

Christian Fröse: „Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir uns entschieden haben, projektorientiert auszubilden. Das heißt, dass wir Azubis an einzelnen Projekten arbeiten lassen, also an komplexen Baugruppen wie beispielsweise Druckluftmotoren. Das sind dann schon einmal 40–50 Teile, die ineinanderpassen und funktionieren müssen. Das Tolle ist: Wenn tatsächlich etwas nicht funktioniert, muss man überlegen, warum das so ist. Damit fördern wir problem- und lösungsorientiertes Denken. Wir lassen dabei die Auszubildenden weitestgehend eigenständig im Team arbeiten, sodass sie zusammen Strategien und mögliche Wege entwickeln können. Es ist uns wichtig, dass die Azubis mindestens ein größeres zusammenhängendes Projekt pro Jahr haben. Die Auszubildenden aus dem ersten Lehrjahr fangen sogar schon damit an. Sobald sie die ersten Techniken und Maschinen kennengelernt haben, dürfen sie anfangen, an einem Lokomotiv-Projekt zu arbeiten. Das ist immer etwas ganz Besonderes, denn dieses ist immer passend zu Weihnachten fertig und daher ein großartiges Geschenk.“

"Gerade haben wir keine Mädchen als Auszubildende im Bereich Zerspanung da, woran liegt das?"

Christian Fröse: „Wir würden gerne auch einmal Mädchen ausbilden, aber dann nicht wegen der Quote! Uns ist es wichtig, dass alle nach gleichen Kriterien eingestellt werden. Für uns ist es relevant, dass der Charakter zur Gruppe passt und dass man viel Spaß am Basteln und Tüfteln mitbringt. Ansonsten lernt man hier alles, was man später braucht. Eine gute Ausbildung ist uns sehr wichtig, da wir alle Auszubildenden übernehmen möchten.“

"Was fördert eurer Meinung nach die Azubis am meisten?"

Raphael Tepe: „Wir haben bei uns eine große Lernwerkstatt für alle Azubis, somit arbeiten alle Lehrjahre miteinander lehrjahresübergreifend und können sich austauschen und voneinander lernen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es auch im 3. Lehrjahr noch hilfreich ist, bei den neuen Azubis aus dem 1. Lehrjahr über die Schulter zu schauen. Dann vergisst man die Basics nicht und verinnerlicht diese noch einmal.“

Christian Fröse: „Ergänzend dazu ist auch eigenständiges Arbeiten bei den Azubis ein wichtiges Kriterium. Das fördert die eigene Kreativität, um selbst Lösungen zu finden.“

"Was macht euch besonders viel Spaß als Ausbilder?"

Raphael Tepe: „Besonders schön ist, wenn man bei Auszubildenden, die vorher noch nicht die Komplexität des Berufes erfassen konnten, nach der Ausbildung die Faszination in ihren Gesichtern sieht, was sie nun alles gelernt haben und verwirklichen können.“

Christian Fröse: „Ich stimme Raphael absolut zu! Ebenso toll ist auch die schnelle Entwicklung innerhalb der 3 Jahre, die wir bei den Azubis beobachten können.“

Vielen Dank für das Interview Christian und Raphael!